Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus? Ist es ein überdurchschnittliches Gehalt? Sind es Benefits wie ein Firmenwagen oder die Möglichkeit, flexibel von zu Hause zu arbeiten? Wir gehen der Frage nach und zeigen euch, wie ihr eure Arbeitgeberattraktivität steigern könnt.
Was ist Arbeitgeberattraktivität?
Arbeitgeberattraktivität beschreibt die Anziehungskraft, die ein Arbeitgeber auf potenzielle Bewerber:innen sowie Mitarbeitende hat. Ein attraktiver Arbeitgeber zieht also auf der einen Seite neue Mitarbeitende an und hält auf der anderen Seite bestehendes Personal im Unternehmen.
Unterschiedliche Faktoren haben Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität, darunter zum Beispiel die angebotenen Geld- und Zusatzleistungen, das Arbeitsklima, die Aufstiegschancen und die Arbeitsstrukturen. Schließlich ist eine hohe Attraktivität das Ergebnis von erfolgreichem Employer Branding – dem Aufbau und der Pflege einer starken Arbeitgebermarke und eines positiven Arbeitgeberimage.
Entwicklungen wie der Fachkräftemangel machen es heute notwendiger denn je, sich auf dem Arbeitsmarkt, der sich zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt hat, als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Im War for Talents übernehmen die Unternehmen immer mehr selbst die Rolle der Bewerber, die um die schwindende Anzahl an qualifizierten Top-Talenten kämpfen.
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Auswirkungen einer hohen Arbeitgeberattraktivität
Eine hohe Arbeitgeberattraktivität ist nicht lediglich ein Nice-to-have, sondern hat große Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg:
- Mitarbeitergewinnung: Attraktive Arbeitgeber sind auf dem Arbeitsmarkt besser sichtbar, sodass mehr potenzielle Bewerber:innen und geeignete Fachkräfte auf sie aufmerksam werden. Indem sie einen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz bieten, schaffen sie es zudem, dass sich die Kandidaten und Kandidatinnen letztendlich für sie entscheiden.
- Mitarbeiterzufriedenheit: Eine hohe Arbeitgeberattraktivität sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber, Arbeitsplatz und ihrer Arbeit zufrieden sind. Das hat auch einen großen Einfluss auf ihre Leistungsbereitschaft und Produktivität.
- Mitarbeiterbindung: Mit einem Unternehmen, das ihre Werte, Vorstellungen und Erwartungen an einen idealen Arbeitgeber erfüllt, können sich Mitarbeitende besser identifizieren. Sie bleiben der Firma länger treu und tragen gerne dazu bei, die Unternehmensziele langfristig zu erreichen.
- Mitarbeiterfluktuation: Eine hohe Mitarbeitertreue führt schließlich zu einer geringeren Mitarbeiterfluktuation. Attraktive Arbeitgeber sparen somit hohe Wiedereinstellungskosten und verlieren außerdem weniger Mitarbeitende – und mit ihnen wertvolles Know-how – an die Mitbewerber.
Attraktive Arbeitgeber gestern und heute
Die Arbeitswelt verändert sich und damit auch die Vorstellungen, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht. Waren vor einigen Jahrzehnten beispielsweise vor allem ein überdurchschnittliches Gehalt sowie ein sicherer Arbeitsplatz wichtig, gewinnen bei den jungen Arbeitnehmenden von heute und morgen andere Faktoren an Bedeutung, zum Beispiel:
- Work-Life-Balance
- Gesundheitliche Förderung
- Sinnvolle Aufgaben
- Flexible Arbeitsmodelle (z. B. 4-Tage-Woche oder hybrides Arbeiten)
- Aufstiegschancen
- Einzigartige Unternehmenskultur
Welche Aspekte dabei am wichtigsten sind, variiert je nachdem, wen man fragt. So kommen auch die zahlreich zum Thema durchgeführten Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen: Laut dem Monster Insights HR Report 2022 beeinflussen zum Beispiel insbesondere das Gehalt, die Sinnhaftigkeit der Arbeit und eine sichere Arbeitsumgebung die Jobentscheidungen der Arbeitnehmenden. In der 2020 durchgeführten Studie von StepStone und Identifire spielen neben der Arbeitsplatzsicherheit vor allem eine gute Arbeitsatmosphäre und flexible Arbeitszeiten eine große Rolle.
Die Studien geben somit zwar keine eindeutige Antwort, auf welche Merkmale Arbeitnehmende der Generation Y oder Z bei der Suche nach einer passenden Stelle besonders achten. Jedoch liefern sie die Erkenntnis, dass die Arbeitgeberattraktivität ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist.
Checkliste: Was macht einen Arbeitgeber attraktiv?
Was genau den idealen Arbeitgeber ausmacht, dazu haben Recruiter:innen, Führungskräfte sowie junge und ältere Arbeitnehmende teilweise recht unterschiedliche Ansichten. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass folgende Aspekte einen großen Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität haben:
- Transparente Kommunikation: Eine transparente und ehrliche Kommunikation im Unternehmen erhöht das Vertrauen und gibt den Mitarbeitenden Sicherheit.
- Wertschätzende Unternehmenskultur: Mitarbeitende schätzen ein Arbeitsumfeld, in dem sie offen kommunizieren, mit ihren Kollegen und Kolleginnen sowie Vorgesetzten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und sich aktiv einbringen können.
- Talentförderung: Ein attraktiver Arbeitgeber sieht das Potenzial seiner Mitarbeitenden und unterstützt sie dabei, dieses zu entfalten, beispielsweise mithilfe von Coachings, vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und spannenden Karrierechancen.
- Leistungen: Hierzu zählen Rahmenbedingungen wie ein faires Gehalt, die Anzahl der Urlaubstage und Überstundenregelungen ebenso wie zusätzliche Mitarbeiter-Benefits.
- Work-Life-Balance: Darunter fassen wir alle Maßnahmen zusammen, die eure Mitarbeitenden dabei unterstützen, ihr Arbeits- und Privatleben selbstbestimmt zu gestalten. Dazu gehören zum Beispiel flexible Arbeitsmodelle sowie familienfreundliche und gesundheitsfördernde Angebote.
- Moderne Arbeitsstrukturen: Attraktive Arbeitgeber denken innovativ und fortschrittlich, pflegen einen zeitgemäßen Führungsstil und arbeiten mit modernen Technologien.
Arbeitgeberattraktivität messen – geht das?
Wenn ihr wissen wollt, wie attraktiv ihr als Arbeitgeber seid, müsst ihr dabei zwei Perspektiven berücksichtigen: die Wirkung eures Unternehmens nach innen und nach außen.
Die interne Wahrnehmung eures Unternehmens durch eure Mitarbeitenden ist sehr subjektiv. Um eure Arbeitgeberattraktivität zu messen, solltet ihr mit eurer Belegschaft ins Gespräch gehen. Führt beispielsweise Mitarbeiterbefragungen durch und findet so heraus, wie für sie ein idealer Arbeitsplatz aussieht.
Für die externe Perspektive gilt es, den Erfolg eurer Employer-Branding-Kampagnen zu analysieren. Welchen Stand hat eure Marke auf dem Arbeitsmarkt, wie sichtbar ist sie, wie werdet ihr von potenziellen Bewerber:innen wahrgenommen?
Ebenso gibt es Organisationen, die die Attraktivität eines Arbeitgebers objektiv anhand bestimmter Kriterien zu messen versuchen und entsprechende Auszeichnungen vergeben. Beispielsweise hat SQC-QualityCert zusammen mit dem Deutschen Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e. V. (DIQP) den Employer Attractiveness Index (DIQP) entwickelt. Um ein Siegel als attraktiver Arbeitgeber zu erhalten, müssen Unternehmen einen Fragebogen ausfüllen und bei der Auswertung einen Wert von mindestens 69,99 Prozent erreichen. Die Bewertungskriterien sind:
- Führungsstil, Kommunikation und Beteiligung
- Wertschätzung der Beschäftigten
- Leistungen des Unternehmens
- Weiterbildung, Kommunikation und Karriere
- Wirtschaftliche Entwicklung
- Arbeitsatmosphäre und Rahmenbedingungen
Auch die vom DIQP verliehene Auszeichnung als Top-Arbeitgeber macht sich sicherlich gut im Marketing. Arbeitgeberattraktivität ist aber kein einmaliges Label, sondern ein fortlaufender Prozess, der durch geeignete Maßnahmen gesteuert und verbessert werden sollte.
Lasst eure Mitarbeitenden für euch sprechen.
Arbeitgeberattraktivität steigern – 6 hilfreiche Tipps
Mit welchen Maßnahmen ihr euch als Arbeitgeber attraktiver machen könnt, zeigen wir euch jetzt.
1. Aufbau und Positionierung einer klaren Arbeitgebermarke
Um euch auf dem Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, solltet ihr strategisches Employer Branding betreiben. Überlegt euch hierfür Antworten auf folgende Fragen:
- Was ist euer Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber?
- Welchen Mehrwert bietet ihr euren Mitarbeitenden?
- Welche Zielgruppen sprecht ihr an?
- Was erwartet ihr von Bewerber:innen und was erwarten diese von einem idealen Arbeitgeber?
Mit einer starken Arbeitgebermarke könnt ihr steuern, wie euer Unternehmen wahrgenommen wird, und euer Wertversprechen nach außen tragen.
2. Positives Arbeitgeberimage
Ein gutes Employer Branding führt schließlich zu einem positiven Arbeitgeberimage. Viele Arbeitnehmende achten bei der Jobwahl darauf, welchen Ruf das Unternehmen hat. Die Reputation eures Unternehmens wird zum großen Teil davon beeinflusst, welche Unternehmenswerte ihr vertretet, wie ihr diese umsetzt und wie ihr euch in unterschiedlichen Situationen verhaltet.
Mit einer guten Krisenkommunikation könnt ihr beispielsweise auch schwierige Zeiten ohne Imageschaden überstehen. Achtet insgesamt darauf, dass eure Kundschaft, Geschäftspartner:innen, Bewerber:innen sowie Mitarbeitenden vorwiegend positive Erfahrungen mit eurem Unternehmen sammeln.
💡 In unserem Blogartikel zur Employee Experience zeigen wir euch unter anderem, welche Berührungspunkte der Employee Journey besonders kritisch sind.
3. Unternehmenswerte intern leben
Bevor ihr große Marketingkampagnen startet, um potenzielle Bewerber:innen von euren Qualitäten als Arbeitgeber zu überzeugen, werft erst einmal einen Blick nach innen. Sind eure Botschaften auch bei eurer Belegschaft angekommen? Lebt ihr eure Unternehmenswerte? Sind eure Mitarbeitenden zufrieden mit euch als Arbeitgeber?
Wenn eure eigenen Mitarbeitenden hinter euch stehen, könnt ihr sie auch in ein entsprechendes Employee-Advocacy-Programm einbinden. Als Markenbotschafter:innen unterstützen sie euch dann dabei, eure Botschaften zu verbreiten, und empfehlen euch gerne als Arbeitgeber weiter.
4. An die Zukunft denken
Niemand möchte in einem Unternehmen arbeiten, das der Zeit hinterherhinkt und langfristig keine Zukunft hat. Attraktive Arbeitgeber denken fortschrittlich, befassen sich mit den Themen und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt und passen ihre Arbeitsstrukturen entsprechend an.
Dazu gehört zum Beispiel, dass ihr den Arbeitsplatz eurer Mitarbeitenden mit zeitgemäßen Arbeitsinstrumenten wie unter anderem passenden digitalen Kommunikations- und Kollaborationstools ausstattet. Macht euch mit den New-Work-Trends vertraut und schafft die Voraussetzungen, dass eure Belegschaft flexibel und effizient zusammenarbeiten kann.
Ein attraktiver Arbeitgeber entwickelt sich stetig weiter. Beschäftigt euch mit den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden von morgen, entdeckt die Vorteile der neuen Technologien und nehmt bei Bedarf einen umfassenden Kulturwandel vor, um den neuen Werten gerecht zu werden.
5. Auf Mitarbeitende eingehen
Attraktivität ist oft ein sehr subjektives Empfinden. Die Frage, welche Eigenschaften einen attraktiven Arbeitgeber ausmachen, wird daher wahrscheinlich jede:r Arbeitnehmende anders beantworten. Trotzdem oder gerade deswegen ist dieser Input so wichtig.
Fragt eure Mitarbeitenden sowie Bewerber:innen beispielsweise nicht nur, welche Kriterien für sie am wichtigsten sind, sondern auch, was genau sie darunter überhaupt verstehen. Was bedeutet für sie eine gute Work-Life-Balance? Wie sieht für sie eine sichere Arbeitsumgebung aus? Was empfinden sie als fair oder angemessen bei den Gehaltsleistungen?
Geht auf ihre Bedürfnisse ein und lasst sie aktiv an der Gestaltung eurer Arbeitgebermarke teilhaben.
6. Immer authentisch bleiben
Letztendlich entscheidet jede:r für sich, welche Aspekte ihm oder ihr bei der Jobwahl am wichtigsten sind. Das kann auch je nach Branche und Berufsfeld variieren. Ebenso setzen junge Berufseinsteiger:innen wahrscheinlich andere Prioritäten als erfahrene Fachkräfte mit fortgeschrittenem Lebensalter.
Kurz gesagt: Ihr könnt als Arbeitgeber nicht allen gerecht werden. Vor allem solltet ihr euch selbst treu bleiben. Authentizität kommt immer gut an. Auch wenn ihr für einzelne nicht der richtige Arbeitgeber seid, bleibt ihr durch eure Ehrlichkeit positiv im Gedächtnis und werdet gerne weiterempfohlen. Gebt also keine leeren Versprechungen, die zwar gut ankommen, die ihr aber nicht einhalten könnt. Kommuniziert stattdessen offen, wer ihr wirklich seid.
Ein attraktiver Arbeitgeber sollte am Ende nicht möglichst viele Bewerber:innen anziehen, sondern die richtigen.