Streng hierarchische Führungsstile, in denen die Chefetage das alleinige Sagen hat, sind heute längst überholt. In modernen Unternehmen ist stattdessen ein kooperativer Führungsstil die gängige Praxis. Hier arbeiten Führungskräfte und Mitarbeitende auf Augenhöhe zusammen und bündeln ihre Stärken, um das Beste für den Erfolg des Unternehmens herauszuholen.

In diesem Artikel schauen wir uns die Merkmale und Vorteile des kooperativen Führungsstils näher an. Ebenso erörtern wir mögliche Herausforderungen und geben Tipps, wie ihr eure Führung kooperativ gestaltet.

66 % der Führungskräfte in Deutschland bevorzugen einen kooperativen Führungsstil

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Definition: Was macht einen kooperativen Führungsstil aus?

Kooperative Führung ist Führen auf Augenhöhe. Beim kooperativen Führungsstil arbeiten Führungskräfte und Mitarbeitende eng zusammen. Die Mitarbeitenden werden aktiv bei der Entwicklung von Prozessen, bei der Entscheidungsfindung und bei der Umsetzung von Projekten miteinbezogen. Sie haben somit ein großes Mitspracherecht und werden bewusst dazu angehalten, ihre Meinungen, Vorschläge und Ideen einzubringen.

Die Aufgabe der Führungskraft besteht darin, die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden genau zu kennen und Aufgaben sowie Verantwortlichkeiten entsprechend zu delegieren.

Der kooperative Führungsstil ist von Wertschätzung geprägt und fördert die Eigeninitiative der Belegschaft.

Bei all den Freiheiten setzt dieser Stil eine starke Führung voraus, die den Rahmen für ein vertrauensvolles und respektvolles Miteinander schafft und sich bei Bedarf auch durchsetzen kann.

Eines der wichtigsten Instrumente des kooperativen Führungsstils ist eine transparente Kommunikation. Dazu gehört neben einer regen Feedback-Kultur auch ein offener Umgang mit Fehlern und Konflikten. Alle ziehen an einem Strang – und bringen so das Unternehmen gemeinsam nach vorne.

Kooperativer Führungsstil: Merkmale

  • Der kooperative Führungsstil basiert auf einem vertrauensvollen und respektvollen Umgang.
  • Führungskräfte und Mitarbeitende arbeiten partnerschaftlich zusammen.
  • Die Mitarbeitenden werden aktiv bei der Entscheidungsfindung miteinbezogen.
  • Konstruktive Kritik, Verbesserungsvorschläge und offene Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht.
  • Mitarbeitende übernehmen Verantwortung und zeigen Eigeninitiative.
  • Entscheidungsprozesse werden transparent kommuniziert.
  • Fehler werden nicht bestraft, sondern analysiert und es wird gemeinsam aus ihnen gelernt.
  • Aufgaben werden sinnvoll anhand der Fähigkeiten der Mitarbeitenden delegiert.
  • Die Führung gibt Ziele vor, die Prozesse zur Erreichung der gemeinsamen Ziele werden frei gestaltet.
Kooperativer Führungsstil: Nur 38 % der Nachwuchskräfte geben an, dass ihre Führungskraft offen für Kritik ist

Unterschiede zu anderen Führungsstilen

Der kooperative Führungsstil wird auch als demokratischer Führungsstil bezeichnet und steht damit im starken Kontrast zum autokratischen (autoritären) Führungsstil. Es gibt unterschiedliche Modelle zur Unterteilung und Einordnung der Führungsstile.

4 Führungsstile nach Max Weber

Nach dem Soziologen Max Weber gibt es vier Arten von Führungsstilen in Unternehmen:

  • Autokratischer Führungsstil: Dieser Führungsstil ist von einem großen Hierarchiegefälle und strikten Regeln von oben gekennzeichnet. Die Führungskraft steht über dem Team und ist alleinige Entscheidungsträgerin. Die Mitarbeitenden werden nur selten miteinbezogen. Diskussionen und vor allem auch Fehler sind nicht erwünscht.
  • Patriarchalischer Führungsstil: Diese Art der Mitarbeiterführung ist meist in Familienunternehmen gängige Praxis. Die Entscheidungsmacht liegt hier bei einer Person, in der Regel ist das der Unternehmensgründer oder die Unternehmensgründerin. Die Führungskraft wirkt sozusagen als Familienoberhaupt, das alle wichtigen Entscheidungen für das Unternehmen trifft. Das familiäre Gemeinschaftsgefühl sorgt dabei für eine starke emotionale Bindung der Mitarbeitenden.
  • Bürokratischer Führungsstil: Hier führen klar definierte Regeln und starre Strukturen das Unternehmen. Die einzelnen Führungskräfte haben darauf nur wenig Einfluss, sondern arbeiten wie die Mitarbeitenden nach den geltenden Vorschriften. Ein solcher Führungsstil ist oft in Behörden vorzufinden.
  • Charismatischer Führungsstil: Wie der Name schon sagt, stehen bei diesem Führungsstil das Charisma und die Ausstrahlung der Führungskraft im Vordergrund. Die Führungskraft ist Vorbild, Leitfigur und Visionärin. Die Folge sind eine hohe Identifikation und Motivation der Mitarbeitenden. An sich ist der Führungsstil jedoch eher autoritär.

3 Führungsstile nach Kurt Lewin

Der Psychologe Kurt Lewin fasst die Führungsstile in drei Typen zusammen:

  • Autoritärer (autokratischer) Führungsstil
  • Kooperativer Führungsstil
  • Laissez-faire-Führungsstil

Beim Laissez-faire-Führungsstil halten sich die Vorgesetzten völlig zurück. Die Mitarbeitenden sind sich selbst überlassen, entscheiden selbstständig und gestalten eigenverantwortlich ihre Arbeitsabläufe.

Nach diesem Modell lässt sich der kooperative Führungsstil zwischen dem autoritären und dem Laissez-faire-Führungsstil einordnen.

Ein weiterer nennenswerter Stil der Mitarbeiterführung ist der situative Führungsstil. Hier werden die Führungsmethoden individuell je nach Situation und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden angepasst. Insgesamt lassen sich die in der Theorie definierten Stile nicht immer eindeutig unterscheiden. In der Praxis sind deshalb oft Mischformen vorzufinden.

Kooperativer Führungsstil: Lediglich 4 % der deutschen Führungskräfte halten einen streng autoritären Führungsstil für ideal

Kooperativer Führungsstil: Die Vor- und Nachteile

Der kooperative Führungsstil kommt mit vielen Vorteilen – jedoch auch mit einigen Herausforderungen.

Vorteile des kooperativen Führungsstils

Der kooperative Führungsstil schafft ein offenes Betriebsklima im Unternehmen. Ein Miteinander, das von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist, erhöht die Mitarbeitermotivation. Die Mitarbeitenden übernehmen Verantwortung, zeigen Eigeninitiative und sind leistungsbereiter.

Ist der Führungsstil kooperativ, rückt neben der Eigenverantwortung auch die Teamarbeit in den Vordergrund. Werden die Stärken der einzelnen Mitarbeitenden gefördert und gebündelt, werden bessere Ergebnisse erzielt. Das ganze Unternehmen profitiert von einer höheren Produktivität und Effizienz.

Dadurch, dass die Verantwortlichkeiten sinnvoll verteilt werden, werden die Vorgesetzten entlastet. Ebenso können dadurch Ausfälle, zum Beispiel durch Krankheit, besser kompensiert werden. Konflikte werden im Team gelöst und Fehler genutzt, um daraus zu lernen und die Prozesse stetig zu verbessern. Eine Kultur, in der Fehler erlaubt sind und nicht rigoros sanktioniert werden, reduziert zudem Stress am Arbeitsplatz. Dies wirkt sich positiv auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden aus, was wiederum zu weniger Ausfällen führt.

Nachteile der kooperativen Führung

Ein Führungsstil, der auf Konsensfindung, Mitbestimmung, Eigenverantwortung und freien Meinungsäußerungen basiert, wird im Berufsleben zwangsläufig auch einigen Herausforderungen begegnen.

So kann das Treffen von Entscheidungen zu einem langwierigen Prozess werden und viele Diskussionen mit sich bringen, wenn man die unterschiedlichen Meinungen und Ideen aller Beteiligten zu vereinen sucht. Dabei lassen sich auch Spannungen und Konflikte nicht immer vermeiden.

Der kooperative Führungsstil verlangt viel Geduld. Sowohl von der Führungskraft als auch den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wird ein gewisses Maß an Konfliktkompetenz und Kritikfähigkeit vorausgesetzt. Lässt sich kein Konsens finden oder verlangen bestimmte Situationen schnelle Entscheidungen, muss sich die Führungskraft durchsetzen können.

Kooperativer Führungsstil: Diese Eigenschaften sind Arbeitnehmenden bei ihren Führungskräften besonders wichtig

Wann ein kooperativer Führungsstil sinnvoll ist

Die beiden wichtigsten Voraussetzungen, um einen kooperativen Führungsstil im Unternehmen etablieren zu können, sind Vertrauen und Respekt.

Fehlt diese Basis, wird eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe schwierig. Das kann vor allem bei sehr jungen Teams anfangs eine große Herausforderung sein. Sind die Mitarbeitenden schon länger im Betrieb und die Führungskräfte mit deren Fähigkeiten vertraut, lässt sich der kooperative Führungsstil einfacher umsetzen. Die Mitarbeitenden müssen dabei bereit sein, sowohl eigenverantwortlich als auch im Team zu arbeiten.

Seine ganze Kraft zeigt der kooperative Führungsstil vor allem bei anspruchsvollen Aufgaben und in Umgebungen, in denen Kreativität und Innovation gefragt sind. Weniger gut geeignet ist er bei Routineaufgaben.

Sinnvoll ist es, den kooperativen Führungsstil mit der situativen Führung zu kombinieren. In Krisensituationen oder bei zeitkritischen Entscheidungen sollte dann beispielsweise ein autoritärer Führungsstil angewendet werden.

Generell sollte der Führungsstil immer individuell angepasst werden, um auf die unterschiedlichen Unternehmensanforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden reagieren zu können.

 

Kooperativer Führungsstil als Zukunftsmodell

Eine repräsentative Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt, dass in der Praxis immer noch vielerorts der hierarchische Führungsstil dominiert. Prof. J. Menno Harms, der Vorsitzende der Initiative Zukunftsfähige Führung e.V., hält das für rückständig. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen seiner Meinung nach auf die veränderten Arbeitsbedingungen, Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden reagieren.

Nur so können Arbeitgeber die Herausforderungen der Zukunft meistern, hochqualifizierte Arbeitskräfte gewinnen und motivierte Nachwuchskräfte finden, die dazu bereit sind, Führungspositionen zu besetzen.

Ein Wechsel im Führungsstil hin zu einer kooperativen Mitarbeiterführung erfordert in erster Linie ein Umdenken. Vor allem autoritär geprägte Führungskräfte kann das zunächst verunsichern. Sie müssen erst lernen, Kontrolle abzugeben und zu delegieren.

Führungskräfte müssen dazu bereit sein,

  • die Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden kennenzulernen,
  • die Stärken der Mitarbeitenden zu schätzen und für den Gesamterfolg effizient zu nutzen,
  • von den Stärken und Fehlern zu lernen.

Insgesamt braucht der kooperative Führungsstil Zeit, um seine Stärken voll zu entfalten. Wer diese investiert, führt sein Unternehmen zukunftsorientiert und nachhaltig zum Erfolg.

Kooperativer Führungsstil: Zitat Prof. J. Menno Harms

So setzt ihr einen kooperativen Führungsstil in eurem Unternehmen um

Wenn ihr in eurem Unternehmen einen kooperativen Führungsstil umsetzen wollt, solltet ihr vor allem auf den Umgang miteinander, die Kommunikation untereinander sowie auf eure Zusammenarbeit achten.

  • Respektvoller Umgang: Sorgt dafür, dass sich jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin wertgeschätzt fühlt. Begegnet eurer Belegschaft auf Augenhöhe und baut eine Beziehung auf, die auf Vertrauen und Respekt beruht.
  • Transparente Kommunikation: Kommuniziert stets offen und transparent. Kommt mit euren Mitarbeitenden ins Gespräch, findet in Mitarbeiterbefragungen heraus, welche Bedürfnisse sie haben. Gebt ihnen in Feedbackgesprächen die Möglichkeit, konstruktive Kritik zu äußern und führt regelmäßige Teammeetings ein, um Ideen zu sammeln und eure Mitarbeitenden an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen. Nutzt moderne Kommunikationstools wie ein Social Intranet, um einen Ort des Miteinanders, der freien Meinungsäußerung und des Austausches zu schaffen.
  • Teamarbeit: Fördert echte Teamarbeit, bei der eure Mitarbeitenden, Teams und Abteilungen nicht nebeneinanderher arbeiten, sondern ein gemeinsames Ziel verfolgen und alle Aufgaben gemeinsam bewältigen. Hebt die Grenzen von Abteilungen und Hierarchien auf und stellt Kollaborationstools bereit, die die effiziente Teamarbeit erleichtern.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass ein kooperativer Führungsstil nicht automatisch mit flachen Hierarchien einhergeht. Hierarchiestrukturen können auch bei diesem Stil durchaus Sinn ergeben, jedoch sollten diese nicht starr sein.

Die wichtigste Voraussetzung für einen kooperativen Führungsstil ist, dass die Führungskräfte eng mit ihren Teams zusammenarbeiten und den Wert dieser Zusammenarbeit schätzen.

 

Häufige Fragen zum kooperativen Führungsstil

Was ist kooperativer Führungsstil?

Das wichtigste Merkmal eines kooperativen Führungsstils ist ein respektvolles und partnerschaftliches Miteinander von Führungskraft und Mitarbeitenden. Die Mitarbeitenden haben ein großes Mitspracherecht bei Entscheidungen und einen großen Gestaltungsfreiraum.

Was sind die Vorteile des kooperativen Führungsstils?

Kooperative Führung fördert die Eigenverantwortung und steigert die Motivation der Mitarbeitenden. Durch die Verteilung der Verantwortlichkeiten werden zudem die Führungskräfte entlastet und Ausfälle sind leichter zu bewältigen. Insgesamt kommt es zu einer Steigerung der Produktivität und einer effizienten Bündelung der Stärken.

Hat der kooperative Führungsstil auch Nachteile?

Ein kooperativer Führungsstil bezieht unterschiedliche Meinungen, Vorschläge und Ideen der Belegschaft mit ein. Das kann zu Konflikten führen und die Entscheidungsfindung in die Länge ziehen. In zeitkritischen Situationen ist eine Kombination mit anderen Führungsstilen sinnvoll.

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