Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele erwerbstätige Eltern ein täglicher Balanceakt.

In Deutschland liegt die Erwerbstätigenquote von Eltern mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren bei 63,4 Prozent (Statistisches Bundesamt 2019). Mit 46,7 Prozent fällt die Erwerbsbeteiligung bei Müttern dabei deutlich geringer aus als die der Väter. Diese liegt bei 82,7 Prozent. Mit der Anzahl der Kinder nimmt die Erwerbstätigkeit insgesamt ab und der Unterschied zwischen Vätern und Müttern baut sich noch weiter aus.

Erwerbstätigenquote von Eltern: Mütter 46,7 %, Väter 82,7 %

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Allein diese Zahlen zeigen, dass bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – vor allem für die Frauen – in Deutschland noch viel Luft nach oben ist. Neben familienpolitischen Maßnahmen stehen hier auch die Unternehmen in der Verantwortung.

Eine familienfreundliche Unternehmenskultur kommt schließlich nicht nur den erwerbstätigen Eltern zugute, sondern bringt auch für die Unternehmen nicht zu unterschätzende Vorteile.

Welche das sind und warum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in eurem Unternehmen ein wichtiges Thema sein sollte, erklären wir euch in diesem Artikel.

 

Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Sowohl das Familienleben mit einem oder mehreren Kindern als auch das Berufsleben sind mit vielen täglichen Herausforderungen verbunden. Diese unter einen Hut zu bringen, ist für erwerbstätige Eltern eine große Aufgabe. Nicht selten werden hier Kompromisse gemacht, die zum Nachteil der Karriere der Mütter ausfallen.

Beim Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ hat es sich unter anderem die Familienpolitik der Bundesregierung in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, Eltern bei der Doppelbelastung von Familie und Beruf Hilfe anzubieten.

Ziel ist es, dass Eltern mehr Zeit für die Familie haben und gleichzeitig Karriere machen sowie sich beruflich weiterentwickeln können.

Die familienpolitischen Maßnahmen, die in diesem Zusammenhang im Fokus stehen, sind:

  • Ausbau des frühkindlichen sowie außerschulischen Betreuungsangebots
  • Finanzielle Unterstützung, z. B. durch das Elterngeld
  • Förderung der partnerschaftlichen Aufteilung zwischen beiden Elternteilen, z. B. durch das ElterngeldPlus

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber nicht nur in der Familienpolitik ein großes Thema. Auch Unternehmen sehen sich immer mehr in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden mit einer familienfreundlichen Unternehmenskultur zu unterstützen.

 

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Das wünschen sich Arbeitnehmende heute

Vor allem junge Arbeitnehmende fragen sich vermehrt, ob sich Beruf und Familie überhaupt noch vereinen lassen. Vielen ist es heute wichtiger denn je, eine Balance in ihrem Leben zu finden.

Arbeit und Karriere sind für Arbeitnehmende der Generationen Y und Z nicht mehr der alleinige Lebensinhalt. Stattdessen schauen sie sich nach Arbeitgebern um, die ihnen eine gesunde Work-Life-Balance bieten.

Konkret wünschen sich Arbeitnehmende:

  • Unterstützung beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit: Viele haben Angst, nach der Elternzeit den Anschluss im Beruf zu verlieren. 2002 waren laut einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) noch 46,6 Prozent der Meinung, dass Mütter mit Kindern im Vorschulalter überhaupt nicht arbeiten sollten. Diese Meinung ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
  • Möglichkeit zur Vollzeitbeschäftigung auch nach der Elternzeit: Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Vergleich zu Vätern nur wenige Mütter nach der Elternzeit wieder einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Laut dem Statistisches Bundesamt arbeiteten im Jahr 2019 66,2 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit. Bei den Vätern waren es nur 6,4 Prozent.
Anteil der erwerbstätigen Eltern in Teilzeit (2019): Mütter 66,2 %, Väter 6,4 %
  • Mehr Zeit für die Kinderbetreuung: Vor allem unter den Vätern wird der Wunsch nach mehr Familienzeit laut. Laut einer IfD-Umfrage 2020 denken 45 Prozent der Väter, dass sie nicht genug Zeit für ihre Kinder haben. Eine weitere IfD-Umfrage 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass sich nur bei 17 Prozent der Eltern beide Elternteile zu einem ähnlich großen Teil um die Betreuung der Kinder kümmern.
  • Partnerschaftliche Aufteilung der Elternzeit: Lange Zeit waren es vor allem die Mütter, die nach der Geburt eines Kindes Elternzeit beanspruchten. Mittlerweile sprechen sich laut dem OECD-Bericht circa 75 Prozent für eine partnerschaftliche Aufteilung der Elternzeit aus.
45 % der Väter sagen, dass sie nicht genug Zeit für ihre Kinder haben
  • Flexible Arbeitszeitmodelle: Insgesamt sind alle Maßnahmen zu begrüßen, die eine partnerschaftliche Aufteilung und eine gute Work-Life-Balance ermöglichen. Dazu zählen zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle. Im OECD-Bericht gab ein Drittel der Eltern mit Kindern unter drei Jahren an, sie würden sich wünschen, dass beide Partner etwa 30 Stunden pro Woche arbeiten und sich die familiären Aufgaben teilen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl und für die allgemeine Zufriedenheit im Job. Unternehmen tun daher gut daran, die Familienfreundlichkeit ihrer Unternehmenskultur zu überprüfen und zu verbessern.

 

Warum auch Unternehmen von mehr Familienfreundlichkeit profitieren

In Zeiten des Fachkräftemangels ist jede verlorene Arbeitskraft ein verlorenes Potenzial. Wer die Bedürfnisse von erwerbstätigen Eltern vernachlässigt, geht also ein nicht zu unterschätzendes Geschäftsrisiko ein. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu etablieren, macht euch zu einem attraktiven Arbeitgeber und verschafft euch einen wertvollen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, eine betriebliche Kinderbetreuung oder finanzielle Sicherheit ziehen qualifizierte Beschäftigte mit Kindern oder Kinderwunsch an, die euch lange im Unternehmen erhalten bleiben. Zudem sorgt ihr durch entsprechende Wiedereingliederungsmaßnahmen während der Elternzeit dafür, dass diese möglichst kurz bleibt und die Wiederaufnahme des Jobs mit möglichst wenig Aufwand vonstatten geht.

So hat eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegebene Kosten-Nutzen-Analyse von familienfreundlichen Maßnahmen in Unternehmen ergeben, dass sich durch lange Abwesenheiten von Eltern hohe Kostenrisiken ergeben:

  • Je länger die Elternzeit dauert, desto höher fallen am Ende die Wiedereingliederungskosten aus.
  • Kehren die Eltern nicht zurück, ergeben sich hohe Wiederbeschaffungskosten.
  • Werden die Eltern perfekt auf die Elternzeit vorbereitet, währenddessen unterstützt und wird der Wiedereinstieg gut geplant, lassen sich viele Kosten einsparen.

 

Was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert

Bevor wir uns näher anschauen, wie ihr als Unternehmen eure Familienfreundlichkeit erhöhen könnt, wollen wir zunächst einen Blick auf die Faktoren werfen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren. Dazu gehören:

  • Befristete Arbeitsplätze: Befristete Arbeitsplätze geben wenig Sicherheit und machen die langfristige Familienplanung zu einer schwierigen Aufgabe.
  • Fehlende Kita-Plätze: Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2020 zeigen, dass in Deutschland über 340.000 Kita-Plätze fehlen. Ein gut ausgebautes und hochwertiges Betreuungsangebot ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit Beschäftigte mit Kindern ungehindert am Berufsleben teilnehmen können.
  • Hohe Betreuungskosten: Auch wenn geeignete Angebote zur Kinderbetreuung zur Verfügung stehen, können sich viele Eltern diese aufgrund der hohen Kosten nicht immer leisten. Damit alle Eltern gleichermaßen davon profitieren, muss das Angebot bezahlbar und für alle verfügbar sein.
  • Starre Arbeitsstrukturen: Viele Eltern, darunter vor allem die Mütter, steigen nach der Elternzeit in einem Teilzeitmodell wieder ein. Oft steckt dahinter mehr ein Kompromiss als eine echte flexible Alternative. Mehr Flexibilität heißt, den Mitarbeitenden mehr Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zu geben, damit sie ihren Arbeitsalltag und ihr Familienleben nach ihren Wünschen gestalten können.
2020 fehlten in Deutschland über 340.000 Kitaplätze

Wie ihr Beschäftigte mit Kindern in allen Phasen unterstützt

Familienfreundlichkeit im Unternehmen ist nicht auf singuläre Maßnahmen wie beispielsweise die Möglichkeit auf Teilzeitarbeit oder einen betrieblichen Kindergarten begrenzt. Stattdessen geht es darum, zu jedem Zeitpunkt die Bedürfnisse von (werdenden) Eltern im Betrieb zu erkennen und ihnen in allen Phasen die nötige Unterstützung zu bieten.

In den folgenden drei Phasen ist euer Einsatz besonders gefragt:

Phase 1: Vor der familienbedingten Auszeit

Ob Mutterschutz oder Elternzeit – bevor Beschäftigte in eurem Unternehmen eine familienbedingte Auszeit nehmen, geht mit ihnen ins Gespräch. Sicherlich haben sie viele Fragen zu den kommenden Veränderungen und einen hohen Informationsbedarf. Auf diesen solltet ihr entsprechend reagieren.

Informationen zum Elterngeld, zur Elternzeit und weiteren wichtigen Themen könnt ihr beispielsweise in eurem Social Intranet bereitstellen. Findet heraus, welche Themen eure Mitarbeitenden beschäftigen, plant gemeinsam die nächsten Schritte und klärt eure Erwartungen ab.

Phase 2: Während der familienbedingten Auszeit

Lasst eure Mitarbeitenden während der familienbedingten Auszeit auf keinen Fall allein. Für die Mitarbeiterbindung ist es entscheidend, dass ihr hier den Kontakt aufrechterhaltet. Ebenso sollte euch die weitere Qualifikation eurer Mitarbeitenden ein Anliegen sein. Durch Weiterbildungsmöglichkeiten und Mentoring-Angebote während der Auszeit verhindert ihr, dass eure Mitarbeitenden den Anschluss verlieren und nach der Auszeit hohe Wiederqualifikationskosten entstehen.

Achtet auf eine durchgehende Kommunikation, ladet die Beschäftigten in Elternzeit zu internen Besprechungen und Veranstaltungen ein und führt nicht zuletzt ein ausgiebiges Rückkehrgespräch.

Phase 3: Nach der familienbedingten Auszeit

Ermöglicht euren Mitarbeitenden einen möglichst reibungslosen Wiedereinstieg in ihren Job nach der familienbedingten Auszeit. Habt ihr in den ersten beiden Phasen eine gute Vorarbeit geleistet, wird dieser Schritt ganz ohne Probleme und zur Zufriedenheit aller ablaufen.

Anschließend geht es darum, die erwerbstätigen Eltern mit konkreten Maßnahmen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Welche Möglichkeiten ihr dabei habt, schauen wir uns im nächsten Abschnitt genauer an.

Insgesamt ist es wichtig, dass ihr stets Verständnis für die Herausforderungen zeigt, die eure Mitarbeitenden mit Kindern täglich zu meistern haben. Die Doppelbelastung durch Arbeit und Familie verlangt von euren Beschäftigen viel ab, was zum Beispiel das Zeitmanagement, die Organisation und die Stressbewältigung betrifft.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Unterstützung rund um die familienbedingte Auszeit

Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Basis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine familienfreundliche Unternehmenskultur.

Laut dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln halten 96 Prozent der Beschäftigten mit Kindern unter 15 Jahren familienfreundliche Maßnahmen für wichtig. Was Personalverantwortliche oft vernachlässigen: Auch Beschäftigten ohne Kinder ist Familienfreundlichkeit im Unternehmen ein Anliegen (78 Prozent).

Entsprechende Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Arbeit sind nach Meinung der Befragten ein Ausdruck einer Unternehmenskultur, in der der Mensch wichtig ist. Diese bescheinigen aktuell jedoch nur 39,4 Prozent der Beschäftigten ihrem Unternehmen. Hier ist also auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf.

96 % der Beschäftigten mit Kindern und 78 % der Beschäftigten ohne Kinder halten familienfreundliche Maßnahmen im Unternehmen für wichtig

Doch wo genau könnt ihr in eurem Unternehmen ansetzen? Diese drei Kriterien sind für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders wichtig:

1. Familienfreundliche Personalpolitik und Arbeitsbedingungen

Generell solltet ihr bei eurer Personalpolitik immer alle eure Beschäftigten mit ihren individuellen Lebenslagen und Bedürfnissen im Blick behalten. Das gilt auch für Mitarbeitende mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.

Wer sich um die Pflege und Erziehung von Kindern kümmert, muss flexibel bleiben. Mit flexiblen Arbeitsstrukturen gebt ihr euren Beschäftigten eine gute Grundlage, um ihr Familien- und Arbeitsleben in Einklang zu bringen. Konkrete Maßnahmen sind dabei zum Beispiel Gleitzeitregelungen, die Möglichkeit zur Teilzeit oder zum Homeoffice.

So können eure Beschäftigten mit Kindern ihre Arbeitszeiten an die Öffnungszeiten der Kita anpassen, bei Krankheit für ihre Kinder da sein, zwischendurch spontane Arzttermine wahrnehmen und ohne Probleme an Elterngesprächen in der Schule teilnehmen.

Die Entlastung im Zeitmanagement wird sich positiv auf die Gesundheit, die Motivation und nicht zuletzt die Produktivität eurer Mitarbeitenden auswirken.

2. Geregelte Kinderbetreuung

Ermöglicht euren Mitarbeitenden eine qualitative und geregelte Kinderbetreuung, damit sie sich während der Arbeitszeit voll auf ihre Aufgaben im Unternehmen konzentrieren können. Angebote wie ein betrieblicher Kindergarten sind im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte ein großer Vorteil.

Möglich ist auch, dass ihr euch finanziell an den außerbetrieblichen Betreuungsangeboten beteiligt oder Kooperationen mit Einrichtungen eingeht.

3. (Finanzielle) Sicherheit

Was Eltern für ihre Familienplanung brauchen, ist Sicherheit. Finanzielle Sicherheit bekommen erwerbstätige Eltern beispielsweise durch das Elterngeld und indem ihr ihnen ein geregeltes Einkommen auszahlt.

Ebenso wichtig ist Planungssicherheit, zum Beispiel durch unbefristete Arbeitsverträge. Zeigt euren Mitarbeitenden, dass sie für den Betrieb wichtig sind und dass ihr sie in eurem Unternehmen halten wollt. Unterstützt sie bei der Wiedereingliederung nach der Elternzeit und erarbeitet gemeinsam einen Plan, wie die Karriere und Zukunft eurer Mitarbeitenden im Unternehmen auf lange Sicht aussieht.

 

Das solltet ihr bei der Wahl eurer familienfreundlichen Maßnahmen beachten

Es gibt drei wesentliche Dinge, die ihr bei der Wahl eurer familienfreundlichen Maßnahmen beachten solltet:

  1. Wählt geeignete Maßnahmen, die auch wirklich die Bedürfnisse eurer Mitarbeitenden treffen.
  2. Kommuniziert eure Angebote, damit eure Belegschaft diese sinnvoll nutzen und planen kann.
  3. Macht die Angebote für alle zugänglich, sodass sich niemand ausgeschlossen fühlt.

Mithilfe von Mitarbeiterbefragungen lässt sich beispielsweise schnell herausfinden, was eure Mitarbeitenden für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauchen. So könnt ihr ideal auf die besonderen Anforderungen von erwerbstätigen Eltern eingehen und auch die veränderten Bedürfnisse der jüngeren Arbeitnehmenden besser kennenlernen.

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