Immer mehr Arbeitnehmende, aber auch Experten und Expertinnen sprechen sich für eine verkürzte Arbeitszeit im Sinne einer 4-Tage-Woche aus.

Die wöchentliche Arbeitszeit zu kürzen, ist seit ihrer Gründung eine der Hauptforderungen von Gewerkschaften. Lange Zeit war für Arbeiter und Arbeiterinnen eine 6-Tage-Woche bei acht Stunden am Tag üblich. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch wurde in Deutschland der Wunsch nach einer 40-Stunden-Woche laut.

Die Forderung hatte Erfolg: Ab den 1960er-Jahren wurde die 5-Tage-Woche mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden Stück für Stück in den unterschiedlichen Branchen eingeführt und ist seitdem Standard in Deutschland.

Mittlerweile gibt es aber Zweifel an der 5-Tage-Woche. Stattdessen wird seit einigen Jahren über die 4-Tage-Woche diskutiert, manche Länder haben das neue Arbeitszeitmodell schon getestet oder sogar teilweise eingeführt.

Studie: 50 % der Männer und 41 % der Frauen arbeiten aktuell mehr, als sie gerne würden

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In Deutschland sind Regierung und Unternehmen noch zurückhaltend. In diesem Artikel möchten wir das Modell genauer unter die Lupe nehmen und euch die Vor- und Nachteile einer 4-Tage-Woche vorstellen.

 

Das 4-Tage-Woche-Arbeitsmodell kurz erklärt

Bei der 4-Tage-Woche handelt es sich um ein relativ neues Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmende nur vier Tage pro Woche arbeiten. Sie stellt somit eine Alternative zur klassischen 40-Stunden-Woche an fünf Arbeitstagen dar.

Hier ein Überblick über die Rahmenbedingungen der 4-Tage-Woche:

  • Arbeitstage: Bei der 4-Tage-Woche werden die wöchentlichen Arbeitstage auf vier Tage reduziert. Arbeitnehmende haben dadurch drei freie Tage in der Woche. Welche Tage das sind, ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Meist werden zusammenhängende Tage rund um das Wochenende gewählt, also Freitag, Samstag und Sonntag oder Samstag, Sonntag und Montag. Laut der von RTL in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage 2022 könnten sich die befragten Arbeitnehmenden aber auch den Mittwoch als zusätzlichen freien Tag vorstellen.
    Es liegt schließlich in der Entscheidungsgewalt der Unternehmen, ob sie ihren Mitarbeitenden die individuelle Wahl lassen oder ob die freien Tage unternehmensweit festgelegt werden.
  • Arbeitszeit: In der Regel gelten bei einer 4-Tage-Woche die gleichen Arbeitszeiten wie bei der klassischen 5-Tage-Woche. Das heißt, die Arbeitnehmenden arbeiten weiterhin 40 Stunden in der Woche, teilen die Arbeitszeit aber auf vier statt fünf Tage auf. Jedoch gibt es Unternehmen, die auch die Arbeitszeiten reduzieren, zum Beispiel auf 32 Stunden pro Woche.
  • Lohn: Selbst wenn bei der 4-Tage-Woche die Arbeitszeiten heruntergeschraubt werden, bleibt der Lohn meistens gleich. Dennoch gibt es auch hier keine einheitlichen Regelungen, sodass eventuell doch mit Lohnkürzungen zu rechnen ist.
  • Urlaubsanspruch: Der Urlaubsanspruch bleibt bei einer 4-Tage-Woche gleich. Arbeitnehmende haben weiterhin Anspruch auf mindestens vier Wochen Urlaub im Jahr. Die Anzahl der tatsächlichen Urlaubstage verringert sich aber. Bei einer 5-Tage-Woche beträgt der gesetzliche Urlaubsanspruch in Deutschland 20 Tage. Bei einer 4-Tage-Woche liegt er bei 16 Tagen.

 

4-Tage-Woche in Deutschland und anderen Ländern

Die 4-Tage-Woche wird nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit heiß diskutiert. In einigen europäischen Ländern wird das neue Arbeitszeitmodell aktuell in verschiedenen Pilotprojekten getestet. Manche Länder haben die Vier-Tage-Woche sogar schon in Teilen umgesetzt.

  • 4-Tage-Woche Island: Im Jahr 2015 startete Island ein fünfjähriges Experiment und ermöglichte es rund 2.500 Arbeitnehmenden, ihre Arbeitszeit von 40 auf bis zu 35 Stunden zu reduzieren – und das bei gleichem Gehalt. Das Projekt war ein voller Erfolg: Auswertungen ergaben, dass die Arbeitnehmenden dank der reduzierten Arbeitszeit ausgeglichener, zufriedener und weniger gestresst waren. Zudem waren sie teilweise sogar produktiver.
    Das Pilotprojekt dient seitdem als Vorbild für viele andere Länder, die ihrerseits Modelle zur Arbeitszeitkürzung in die Wege leiten. In Island haben übrigens mittlerweile 86 Prozent der Arbeitnehmenden Rechtsanspruch auf reduzierte Arbeitsstunden.
  • 4-Tage-Woche Schweden: Ebenfalls im Jahr 2015 hat auch Schweden die 4-Tage-Woche bei vollem Lohn getestet – mit einem weniger euphorischen Ergebnis: Die Umsetzung sei trotz positiver Effekte zu teuer. Dennoch halten einige der Unternehmen, die an dem Projekt teilnahmen, bis heute an dem Modell fest. Zudem ist der 6-Stunden-Arbeitstag bei etlichen schwedischen Unternehmen mittlerweile Standard.
  • 4-Tage-Woche Finnland: 2020 ging kurz die Meldung durch die Medien, dass Finnland vorhabe, eine 4-Tage-Woche mit einer täglichen Arbeitszeit von sechs Stunden einzuführen. Die finnische Regierung dementierte dies jedoch. Zwar hatte sich die Premierministerin Sanna Marin im Jahr zuvor für die 4-Tage-Woche ausgesprochen, dennoch ist eine Umsetzung aktuell nicht geplant.
  • 4-Tage-Woche Spanien: In Spanien läuft seit Herbst 2021 ein Modellprojekt zur Vier-Tage-Woche mit 6.000 Arbeitnehmenden aus 200 Unternehmen. Die Arbeitszeit wurde hier auf 32 Wochenstunden reduziert, der Lohn bleibt gleich. Das Ziel ist es, dadurch neue Arbeitsplätze zu schaffen: Um den freien Tag zu kompensieren, sollen die Unternehmen zusätzliche Vollzeitkräfte einstellen.
  • 4-Tage-Woche Großbritannien: Seit Juli 2022 testet nun auch Großbritannien die 4-Tage-Woche mit über 3.300 Arbeitnehmenden aus 70 Unternehmen. Die Zauberformel „100-80-100“ (100 Prozent Produktivität bei 80 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Lohn) soll hier zur Anwendung kommen und die Zufriedenheit, Motivation sowie Produktivität der Mitarbeitenden gesteigert werden.
  • 4-Tage-Woche Belgien: Einen Schritt voraus ist Belgien: Die belgische Regierung hat im Februar 2022 eine Arbeitsmarktreform beschlossen und die 4-Tage-Woche eingeführt. Die Arbeitnehmenden können nun selbst entscheiden, ob sie ihre Arbeitszeiten auf fünf oder vier Tage aufteilen möchten. Ziel der belgischen Arbeitsmarktreform ist, bis 2030 eine Beschäftigungsquote von 80 Prozent zu erreichen.
Zitat: „Der erste Pfeiler ist, den Arbeitern mehr Flexibilität, mehr Freiheit zu geben.“ Alexander De Croo

Die 4-Tage-Woche in Deutschland

Deutschland hinkt dem Trend 4-Tage-Woche noch etwas hinterher. Wer hierzulande eine Alternative zur 5-Tage-Arbeitswoche sucht, kann seine Vollzeit-Stelle beispielsweise auf 80 Prozent kürzen und dann 32 Stunden auf vier Tage verteilt arbeiten. Das geht dann aber auch mit einer entsprechenden Anpassung des Gehalts einher.

Theoretisch wäre aber auch eine „echte“ 4-Tage-Woche in der Bundesrepublik möglich. Das hängt nämlich von der gesetzlich geregelten Höchstarbeitszeit pro Tag ab. Diese liegt in Deutschland bei zehn Stunden – 40 Stunden ließen sich also gut auf vier Tage verteilen.

Tatsächlich würden es 71 Prozent der Deutschen begrüßen, nur vier Tage in der Woche arbeiten zu müssen, wie die Forsa-Umfrage zeigt. Dennoch ist das Modell hierzulande noch eine Ausnahme und wird nur von einzelnen Unternehmen getestet. Auch die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) schlägt in den aktuellen Tarifverhandlungen eine Vier-Tage-Woche vor – jedoch erstmal nur als optionales Modell.

Umfrage: 71 % der deutschen Beschäftigten sprechen sich für eine 4-Tage-Woche aus

Vorteile 4-Tage-Woche: Das spricht für eine reduzierte Arbeitszeit

Doch was spricht denn jetzt eigentlich für die Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche? Welche Vorteile haben reduzierte Arbeitszeiten für Arbeitnehmende – und profitieren auch Arbeitgeber davon? Wir schauen uns die Pro-Argumente einmal genauer an.

✔️ Mehr Flexibilität und Freizeit

Der erste Vorteil liegt auf der Hand: Mit der 4-Tage-Woche gewinnen Arbeitnehmende pro Woche einen zusätzlichen freien Tag. Das heißt: mehr Zeit, um Freundschaften zu pflegen, sich um die Familie zu kümmern und Hobbys nachzugehen.

Arbeitnehmende sind für ihre Freizeitaktivitäten nicht mehr auf das Wochenende beschränkt. Stattdessen steht ihnen nun ein freier Werktag zur Verfügung, den sie entspannt für Einkäufe, Behördengänge oder Arzttermine nutzen können. Das komplizierte Planen von Terminen während einer vollen Arbeitswoche entfällt.

Die Arbeitszeit auf vier Tage in der Woche zu reduzieren, macht Arbeitnehmende flexibler, was die Gestaltung ihrer Lebensbereiche angeht. Die Folge: eine bessere Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor allem Mütter werden entlastet: Haushalt sowie Kinderbetreuung lassen sich besser partnerschaftlich aufteilen und sie haben die Möglichkeit, nach der Elternzeit wieder Vollzeit einzusteigen, anstatt in der Teilzeitfalle zu landen.

Umfrage: 58 % der Beschäftigten würden den freien Tag für Amt- oder Arztbesuche nutzen

✔️ Mehr Leistung und Effizienz

Wer einen Tag weniger arbeitet, hat einen Tag mehr, um seine Energiereserven aufzuladen, und kann mit neuer Motivation in die Arbeitswoche starten. Auch die Kreativität wird dadurch gefördert.

Generell lautet die Devise: Lieber möglichst effizient als möglichst viel arbeiten. Langes Arbeiten hat laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin viele Nachteile:

  • Mit jeder Arbeitsstunde mehr steigt die Ermüdung.
  • Leistung und Aufmerksamkeit lassen rapide nach.
  • Das Unfallrisiko wird erhöht und die Sicherheit gefährdet.
  • Die Produktivität sinkt.

Als Microsoft 2019 in Japan die 4-Tage-Woche testete, stellte das Unternehmen fest, dass sich die Produktivität ihrer Mitarbeitenden um sage und schreibe 40 Prozent erhöhte (Quelle: spiegel.de).

Bei einer 4-Tage-Woche sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dazu angehalten, sich ihre Aufgaben und Arbeitszeiten effizient einzuteilen und Zeitfresser zu streichen, zum Beispiel unnötige Meetings.

Zitat: „Smarte Arbeitnehmer arbeiten weniger, dafür konzentrierter und selektiver.“ Morten Hansen

✔️ Weniger Ausfälle durch Krankheit

Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bringen zu lange Arbeitszeiten auch viele gesundheitliche Risiken mit sich:

  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Magenbeschwerden
  • Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Burnout

Durch einen zusätzlichen freien Tag in der Woche kommen Arbeitnehmende besser zur Ruhe und können Körper und Geist regenerieren. Es bleibt mehr Zeit für Sport, Entspannung, gesunden Schlaf und Aktivitäten an der frischen Luft. Die Folge: ein gesünderer Lebensstil, weniger Stress und stressbedingte Erkrankungen – und dadurch weniger Krankmeldungen.

✔️ Zufriedenere Mitarbeitende und höhere Arbeitgeberattraktivität

Die 4-Tage-Woche steigert die Mitarbeiterzufriedenheit. Zufriedene Mitarbeitende sind motivierter, produktiver, bleiben länger im Unternehmen – und ziehen weitere talentierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an. Im War for Talents kann das Angebot einer 4-Tage-Woche eurem Unternehmen den entscheidenden Vorteil bringen und qualifizierte Fachkräfte auf euch aufmerksam machen.

Wie sich zufriedenere Mitarbeitende und weniger Krankheitstage in Zahlen auf ein Unternehmen auswirken können, erfahrt ihr hier.

Studie: 54 % der Beschäftigten würden sich statt für eine Gehaltserhöhung für eine 4-Tage-Woche entscheiden

4-Tage-Woche Nachteile: Diese Herausforderungen bringt das Arbeitszeitmodell mit sich

Neben den vielen Vorteilen sind auch einige Nachteile der Vier-Tage-Woche zu nennen:

❌ Längere Arbeitstage

Bleibt die wöchentliche Arbeitszeit gleich und wird auf weniger Tage aufgeteilt, heißt das im Umkehrschluss, dass die Arbeitstage an sich länger werden. Mindestens zehn Stunden am Tag müssen Arbeitnehmende dann arbeiten, um auf ihre 40 Stunden zu kommen. An den Arbeitstagen selbst bleibt also weniger Zeit für andere Aktivitäten.

❌ Mehr Zeitdruck

Bei einer Vier-Tage-Woche haben Arbeitnehmende einen Tag weniger, um Aufgaben zu erledigen und sich mit anderen abzusprechen. Dadurch kann schnell Zeitdruck entstehen, der wiederum zu Stress führt.

Die Arbeitszeit muss sehr gut eingeteilt und Projekte müssen vorausschauend geplant werden. Oft wird dabei die soziale Komponente vernachlässigt. Im Sinne der Effizienz werden Kaffeepausen gestrichen und Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen bleiben auf der Strecke. Das kann auf Dauer unglücklich machen und den Teamspirit negativ beeinflussen.

❌ Mögliche Umsatzeinbußen

Für Unternehmen heißt eine 4-Tage-Woche, dass ein Tag wegfällt, an dem Kundschaft betreut, Verkäufe abgeschlossen und Umsätze gemacht werden könnten.

Die Vier-Tage-Woche lässt sich nicht in jeder Branche und jedem Unternehmen gleich gut umsetzen. Vor allem Start-ups, die sich erst einen treuen Kundenstamm aufbauen müssen, könnten gegenüber ihrer Konkurrenz einen Nachteil haben, wenn sie nur vier Tage die Woche erreichbar sind.

Eine Lösung für dieses Problem ist, den Arbeitnehmenden an unterschiedlichen Tagen freizugeben, sodass das Unternehmen dennoch fünf Tage die Woche besetzt ist.

 

4-Tage-Woche in eurem Unternehmen – ja oder nein?

Könnte die 4-Tage-Woche das passende Arbeitsmodell für euer Unternehmen sein? Um diese Frage beantworten zu können, solltet ihr die Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abwägen.

Das Wichtigste ist jedoch: Was denken eure Mitarbeitenden darüber? Um das herauszufinden, lohnt es sich, Mitarbeiterbefragungen durchzuführen. Mithilfe von Haiilo Insights könnt ihr ganz einfach auswerten, ob eure Belegschaft zufrieden mit den aktuellen Arbeitszeiten ist und was sie für eine gesunde Work-Life-Balance wirklich braucht.

Tipp für eine effiziente Vier-Tage-Woche

Bevor ihr die Vier-Tage-Woche in eurem Unternehmen einführt, solltet ihr alle Voraussetzungen dafür schaffen. Ein wichtiger Punkt ist eine gute interne Kommunikation. Plattformen wie unser Social Intranet helfen euch dabei, euch besser zu organisieren, effizienter in Teams zusammenzuarbeiten und eure Kommunikationswege zu verkürzen. Auch die soziale Komponente kommt hier nicht zu kurz, sondern wird stattdessen sogar gefördert.

In unserem Blog findet ihr hilfreiche Tipps, wie ihr eure interne Kommunikation verbessern könnt und somit die idealen Voraussetzungen schafft, um das Beste aus euren Mitarbeitenden herauszuholen – auch wenn sie nur vier Tage die Woche arbeiten.

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