Manche eurer Teams arbeiten erfolgreicher als andere? Und das, obwohl ihr bereits für gleichermaßen attraktive Arbeitsbedingungen gesorgt habt? Dann könnte es sein, dass es an psychologischer Sicherheit mangelt. Was psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz bedeutet und wie ihr ein psychologisch sicheres Umfeld für eure Mitarbeitenden schaffen könnt, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Dabei gehen wir besonders darauf ein, welche Rolle die interne Kommunikation in Zusammenhang mit psychologischer Sicherheit spielt.
- Was ist psychologische Sicherheit?
- Warum ist psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz wichtig?
- Wie entsteht psychologische Sicherheit?
- Psychologische Sicherheit und interne Kommunikation
- So lässt sich die psychologische Sicherheit im Team messen
- Psychologische Sicherheit im Team fördern – 5 Tipps
- Fazit: Erfolg dank offener Kommunikation
Was ist psychologische Sicherheit?
Das Konzept der psychologischen Sicherheit geht zurück auf Harvard-Professorin Amy Edmondson, die ihre ersten Beiträge dazu bereits 1999 veröffentlichte. Allgemein beschreibt psychologische Sicherheit die individuelle Überzeugung eines Menschen, dass es innerhalb eines bestimmten Umfelds sicher ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen.
Im Arbeitskontext könnte das beispielsweise heißen, dass die Mitarbeitenden offen kontroverse Meinungen und unkonventionelle Ideen äußern, Fehler zugeben, Konflikte austragen oder Dinge hinterfragen und Diskussionen anstoßen. In einem psychologisch sicheren Umfeld folgen darauf keine negativen Konsequenzen.
Das heißt aber nicht, dass in einem psychologisch sicheren Arbeitsumfeld permanent Harmonie herrscht und alle Teammitglieder ausnahmslos nett zueinander sind. Stattdessen geht es darum, innerhalb eines Teams
- offenes und ehrliches Feedback zu geben,
- Informationen transparent zu teilen,
- zwischenmenschliche Spannungen direkt anzusprechen,
- Fehler zuzugeben und voneinander zu lernen,
- um Unterstützung zu bitten, ohne dass die eigenen Fähigkeiten infrage gestellt werden.
Warum ist psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz wichtig?
Psychologische Sicherheit hat zahlreiche positive Auswirkungen – sowohl auf die Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen als Ganzes.
- Die Mitarbeitenden sind tendenziell zufriedener und zeigen mehr Engagement. Das wiederum steigert die Produktivität im Team.
- Die Teams probieren häufiger neue Ideen aus, hinterfragen alte Muster und sind eher bereit, Risiken einzugehen. Kreativität und Innovation werden damit gefördert.
- Die Mitarbeitenden sprechen offener über Fehler und teilen ihre Erkenntnisse sowie ihr Wissen. So ist der Lerneffekt für alle größer und es kommt seltener zu Fehlern. Außerdem können Probleme früher erkannt und behoben werden.
- Psychologische Sicherheit schafft eine Atmosphäre, in der Mitarbeitende bereit sind, ihre Gedanken zu teilen. Das fördert den freien Austausch von Informationen und Ideen.
- Mitarbeitende, die sich bei der Arbeit sicher fühlen, sind widerstandsfähiger und eher bereit, Veränderungen und neue Herausforderungen anzunehmen.
- Psychologische Sicherheit begrüßt verschiedene Perspektiven und Hintergründe. Das trägt dazu bei, Diskriminierung und Vorurteile zu reduzieren. Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz werden gefördert.
Insgesamt identifizierte Google in einer zweijährigen Studie (Project Aristotle) vor einigen Jahren die psychologische Sicherheit als wichtigsten Faktor für produktive und erfolgreiche Teams. Eine weitere Studie der Organisation Great Place To Work untermauert das mit der Erkenntnis, dass ein fürsorgliches Miteinander am Arbeitsplatz einer der stärksten Faktoren für das überdurchschnittliche Wachstum von Unternehmen ist.
Kurz gesagt: In einer psychologisch sicheren Arbeitsumgebung fühlen sich eure Mitarbeitenden tendenziell fähig und kompetent statt unsicher und ängstlich. Sie können ohne Angst Fragen stellen, über den Tellerrand hinausschauen, Ideen entwickeln und testen oder Bedenken äußern. Insgesamt arbeiten eure Teams so effektiver zusammen. Die gesteigerte Teamleistung wirkt sich dann auch positiv auf den Erfolg und die Zukunftsfähigkeit eures Unternehmens aus.
Wie entsteht psychologische Sicherheit?
Die Basis für psychologische Sicherheit ist ein grundlegendes Vertrauen in die Gruppe (das Team) und die gemeinsam geteilten Prinzipien und Werte. Dieses Vertrauen führt dazu, dass die Teammitglieder bereit sind, Verletzlichkeit zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen, ohne dass sie negative Auswirkungen für ihre Karriere oder Ärger im Team fürchten müssen.
Dabei reicht es nicht aus, dass einzelne Kolleg:innen offen miteinander umgehen und sich vertrauen. Entscheidend ist, wie das gesamte Team sich austauscht, interagiert und zusammenarbeitet.
Psychologische Sicherheit kann dabei zwar auch über ein komplettes Unternehmen hinweg vorhanden sein, ist aber an sich eher eine teamspezifische Eigenschaft. Es ist also durchaus möglich, dass sich in einem Unternehmen einige Teams psychologisch sicher fühlen und andere nicht. Oft ist dafür die jeweilige Führungskraft verantwortlich.
Weitere wichtige Voraussetzungen sind:
- Geduld: Alte Verhaltensweisen lassen sich nicht über Nacht ablegen. Die Teams sollten Zeit haben, sich auf die neue Dynamik einzustellen. Währenddessen ist es besonders wichtig, dass psychologische Sicherheit konsequent vorgelebt wird. Es muss sichtbar sein, dass nicht nur über das Konzept geredet, sondern auch wirklich danach gehandelt wird.
- Einbindung: Arbeitsplätze psychologisch sicher zu gestalten, ist keine Aufgabe für Einzelpersonen. Damit das gelingt, müssen alle an einem Strang ziehen – egal auf welcher Ebene des Unternehmens.
Wenn es darum geht, alle ins Boot zu holen und die psychologische Sicherheit über das Unternehmen hinweg zu stärken, kann neben den Führungskräften auch die interne Kommunikation eine wichtige Rolle einnehmen.
Psychologische Sicherheit und interne Kommunikation
Interne Kommunikation hat die Aufgabe, einen Raum zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden sich sicher fühlen, unkonventionelle Ideen vorzubringen, Dinge zu hinterfragen oder Diskussionen anzustoßen. Sie sollte einen offenen Dialog, Vertrauen und eine gesunde Feedbackkultur fördern.
Die interne Kommunikation kann aktiv dazu beitragen, die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz zu stärken – beispielsweise indem sie einen offenen Mitarbeiterdialog etabliert und Mitarbeitende dazu ermutigt, Feedback zu teilen, Meinungen zu äußern und Impulse für Veränderungen zu geben. Sie dient außerdem als Vorbild für den Tonfall, der im Unternehmen herrscht und kann Kommunikationsregeln festlegen sowie vorleben.
Welche Rolle die interne Kommunikation konkret spielt und wie eure Kommunikator:innen die psychologische Sicherheit im Team fördern können, schauen wir uns später noch genauer an.
🎥 „Unsere Kommunikation wird immer nur so gut sein wie unsere Kultur“ – das sagt Karin Lausch im Haiilo Interview und betont dabei auch die Bedeutung von psychologischer Sicherheit. Mehr dazu im Video!
So lässt sich die psychologische Sicherheit im Team messen
Wie es um die psychologische Sicherheit in euren Teams steht, lässt sich anhand eines Fragebogens von Amy Edmondson messen. Dabei beantworten alle Teammitglieder eine Reihe standardisierter Fragen aus dem Psychological Safety Index (ins Deutsche übersetzt von Fischer und Hüttermann im PsySafety-Check). Bewertet wird auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (stimme voll und ganz zu):
- In diesem Team kann man auch Probleme und schwierige Themen offen ansprechen.
- Niemand in diesem Team würde absichtlich etwas tun, das meiner Arbeit schadet.
- Wenn man in diesem Team einen Fehler macht, dann wird einem das oft vorgehalten.
- In diesem Team kann man sich trauen, ein persönliches Risiko einzugehen.
- Die Mitglieder dieses Teams sind manchmal Teamkolleg:innen gegenüber abweisend, die anders sind.
- In diesem Team ist es schwierig, andere Teammitglieder um Hilfe zu bitten.
- Bei der Zusammenarbeit in diesem Team werden meine besonderen Fähigkeiten und Begabungen wertgeschätzt und genutzt.
Die Befragung könnt ihr entweder schriftlich und anonymisiert über kurze Engagement Surveys oder auch mündlich in persönlichen Einzelgesprächen durchführen. Oft sind die Umfrage sowie die anschließende Auswertung beziehungsweise der Austausch über das Ergebnis bereits ein erster Schritt, den Arbeitsplatz psychologisch sicherer zu machen.
Was ihr außerdem tun könnt, um die psychologische Sicherheit innerhalb des Teams zu verbessern, haben wir im nächsten Abschnitt zusammengefasst.
Psychologische Sicherheit im Team fördern – 5 Tipps
Hier sind fünf Tipps und Best Practices, mit denen ihr die psychologische Sicherheit in den Teams fördern könnt.
1. Sicheren Raum für Feedback schaffen
Einer der Grundpfeiler für psychologische Sicherheit ist offenes und ehrliches Feedback. Dieses sollte fest in der Kultur eures Unternehmens verankert sein. Außerdem setzt es ein hohes Maß an Vertrauen voraus und funktioniert nur mit guter Kommunikation. Wichtig ist auch, dass das es sowohl Gelegenheit für Top-down- als auch für Bottom-up-Feedback gibt.
Mit leicht zugänglichen Kommunikationsangeboten wie einem Social Intranet oder einer Mitarbeiter-App und regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen könnt ihr einen Raum schaffen, in dem Feedback geben für alle normal und an der Tagesordnung ist. Haiilo ermöglicht euch dabei einfachen und schnellen Zugriff auf alle relevanten Kanäle. So könnt ihr eure Mitarbeitenden ermutigen, ihre Meinung zu äußern, Bedenken anzusprechen, konstruktive Kritik zu üben und Vorschläge zu unterbreiten.
📚 Tipp: Auf unserem Blog findet ihr auch eine Anleitung für konstruktives Mitarbeiter-Feedback.
2. Fehler- und Lernkultur etablieren
Um sein volles Potenzial auszuschöpfen, muss sich das Team bei der Arbeit sicher genug fühlen, auch mal Risiken einzugehen. Wenn eure Mitarbeitenden Angst vor dem Scheitern haben oder Ärger fürchten, wenn sie Fehler zugeben, werden sie dies eher nicht tun. Deshalb ist es wichtig, eine offene und konstruktive Fehlerkultur im Unternehmen zu etablieren. Fehler sollten dabei nicht als Scheitern, sondern als Lernmöglichkeiten gesehen werden. Auf Teamebene sollten vor allem die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, selbst Misserfolge eingestehen und ihrem Team die Mittel an die Hand geben, die es braucht, um eigene Entscheidungen zu treffen und kalkulierte Risiken einzugehen.
Aber auch die interne Kommunikation kann auf Unternehmensebene erheblich zu einer gesunden Fehler- und Lernkultur beitragen. Zum Beispiel könnt ihr regelmäßige unternehmensweite „Fuckup Nights“ ins Leben rufen, bei denen Mitarbeitende und Führungskräfte gemeinsam offen über Fehler sprechen – und ihre Learnings daraus teilen.
3. Auf Augenhöhe kommunizieren
Gute Kommunikation ist das A und O für psychologische Sicherheit. Eure Kommunikator:innen und die Botschaften, die ihr über eure internen Kommunikationskanäle sendet, geben dabei den Ton an. Damit hat die interne Kommunikation eine starke Vorbildfunktion für die Art und Weise, wie im Unternehmen miteinander umgegangen und kommuniziert wird. Dessen solltet ihr euch immer bewusst sein. Ihr könnt diese Position außerdem nutzen, um Kommunikationsregeln für den Arbeitsalltag (z. B. für Meetings) festzuhalten und ein respektvolles Klima zu schaffen – nach dem Motto: Behandle andere Menschen so, wie du selber behandelt werden möchtest.
Damit sie psychologische Sicherheit fördert, sollte Kommunikation am besten
- freundlich,
- konstruktiv,
- leise und in neutralem Ton,
- professionell,
- zielgerichtet,
- angemessen und
- respektvoll
sein. Alle haben das Recht, etwas beizutragen und gehört zu werden. Diese Regeln sollten sowohl in persönlichen Gesprächen als auch in E-Mails, Messenger-Diensten oder bei Diskussionen unter Beiträgen im Intranet gelten.
Auch eine Meetingkultur, in der alle unabhängig von ihrer Position im Unternehmen zu einem Thema Wort kommen, ist ein essenzieller Teil einer guten internen Kommunikation auf Augenhöhe. Zusätzlich sollte die interne Kommunikation die Mitarbeitenden zum Dialog einladen – mit unkomplizierten Kommunikationsangeboten, die es den Mitarbeitenden leicht machen, sich auszutauschen und Meinungen zu teilen.
4. Diversität und Inklusion fördern
Psychologische Sicherheit bedeutet auch, unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe zu schätzen. Unternehmen sollten deshalb aktiv daran arbeiten, Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz zu fördern. Dies schafft eine Atmosphäre, in der sich alle Mitarbeitenden respektiert und geschätzt fühlen.
Der Mensch als Ganzes steht hier an erster Stelle. Lippenbekenntnisse und ein hübsches Mission-Statement sind dabei nicht ausreichend. Ihr solltet mit einer inklusiven Unternehmenskultur zeigen, dass ihr es ernst meint. Dazu gehört auch, diese Themen in der internen Kommunikation sichtbar zu machen und beispielsweise dafür zu sorgen, dass ihr mit euren Kommunikationsmaßnahmen wirklich alle Mitarbeitenden erreicht – unabhängig von Sprache, Ort oder Arbeitsmodell.
📚 Tipp: Wie ihr Diversität und Inklusion vorleben könnt, welche Rolle die interne Kommunikation dabei genau spielt und was es zu beachten gibt, könnt ihr in unserem Artikel „10 Best Practices für mehr Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz“ nachlesen.
5. Neugier wecken und Interesse zeigen
Dieser letzte Tipp klingt banal, ist aber äußerst effektiv: Es liegt in der menschlichen Natur, neugierig zu sein. Wird diese Neugier eingeschränkt, sorgt das für psychologischen Druck. Indem ihr euren Mitarbeitenden also mit Neugier begegnet, könnt ihr dafür sorgen, dass sie sich tendenziell sicherer fühlen. Das erreicht ihr beispielsweise, indem ihr ihnen ermöglicht, neue Ideen auszuprobieren oder sie ganz im Sinne von Employee Listening aktiv nach ihrer Meinung fragt. Ihr solltet eure Mitarbeitenden auch ermutigen, Interesse an neuen Ansichten und Denkweisen zu zeigen. So fühlen sie sich wertgeschätzt und spüren das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Das fördert die psychologische Sicherheit im Team.
Fazit: Erfolg dank offener Kommunikation
Insgesamt lässt sich mit einer positiven Unternehmenskultur, unkomplizierten Kommunikationsangeboten und offenen Gesprächen viel erreichen, wenn es um die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz geht. Wenn ihr es schafft, euren Mitarbeitenden das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, fördert das nicht nur deren Zufriedenheit und Engagement, sondern unter anderem auch die Kreativität, Innovation und den Wissensaustausch. Langfristig macht das euer Unternehmen produktiver und erfolgreicher.
Die Employee Communications Platform von Haiilo unterstützt euch dabei, ein psychologisch sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Ihr kommt so leichter mit euren Mitarbeitenden ins Gespräch (beispielsweise über die Kommentarfunktion im Social Intranet), könnt euch regelmäßig Feedback einholen und Gelegenheiten für Wissensaustausch und Diskussionen schaffen.
FAQ – Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz
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Was versteht man unter psychologischer Sicherheit?
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Wie schafft man psychologische Sicherheit?
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Was ist die wichtigste Komponente der psychologischen Sicherheit?